Verloren

Bisweilen ist der Lauf der Liebe
ziemlich ungerecht.
Und trotz all der harten Hiebe
sei sie doch nicht gar so schlecht? 

Just heut' kam mir ein solcher Schlag;
mein Mädchen fand 'nen andern Kerl.
Ganz gleich, wie sehr mein Herz sie mag
für immer verloren ist die Perl. 

Nun scheint mir der Liebe Müh'
nieder, bloß wie eine Übung,
Hauptsach' daß mein Herz erglüh'
in der Seele dunkler Trübung. 

Ach, warum muß ich ertragen
all den tiefen, dumpfen Schmerz,
soll ich's denn je wieder wagen,
zu unterscheiden zwischen Ernst und Scherz? 

Ach, die Lieb' ist eine Regung,
wenn tief sie auch im Herz sich regt,
nicht zu ergründen durch Überlegung,
kaum zu erahnen, wann sie sich legt. 

So innig ist sie noch empfunden,
den Sinn des Lebens nimmt sie ein,
am andern Tag schon überwunden,
sei's Lebensstrom, sei's purer Schein. 

Drum hütet euch, ihr zarten Herzen,
eilt nicht zu schnell zum Wonneschmauß,
denn wie Flammen kleiner Kerzen
pustet sonst die Zeit euch aus. 

Erfühlet wohl, was kühn erdacht,
auf daß ihr nicht sogleich verlieret,
was der Geist in tiefer Nacht
kreuz und quer irrlichterieret. 

Nur so lassen Fäden sich verbinden,
verfließen gar im Lebensstrom,
ja, ihr werdet den Menschen finden,
der beschehrt euch Glück als Lohn. 

By Roman Hoog Antink © September 1997